Tesla - zweite Chance zum Einstieg

13.04.2020

Die Coronakrise hat dem Aktienmarkt schwer zugesetzt. Anderseits gibt es womöglich Kaufgelegenheiten, bei denen man den Einstieg verpasst hatte. Tesla ist ein gutes Beispiel, es gab zwei Meinungen, die einen prophezeiten die baldige Insolvenz und die andere Seite sah Tesla schon bald als führenden Automobilkonzern. Mit dem Model 3 hat Tesla sich etabliert und seine Kritiker sind weitgehend verstummt. Die Aktie hat einen wahren Hype erlebt. Im Februar erreichte Tesla eine Marktkapitalisierung von 157 Mrd. Euro, das war mehr als Volkswagen, Daimler und BMW aktuell zusammen wert sind. Durch den Crash der Märkte hat Tesla gut ein Drittel eingebüßt.

Wettbewerbsvorteile

In eine finanzielle Schieflage wird Tesla jedoch nicht mehr kommen, dazu ist das Unternehmen mittlerweile zu groß. Es war für Tesla sehr wichtig eine kritische Größe zu erreichen. Anders als beispielsweise bei IT Unternehmen, muss man wahnsinnige Summen in Forschung und den Bau von Fabriken investieren, bevor man überhaupt Umsätze generieren kann. Entsprechend ist es extrem selten, dass neugegründete Automobilkonzerne eine kritische Masse erreichen. Unter den 15 größten Automobilkonzernen ist der jüngste schon 34 Jahre alt und alle anderen mindestens 50 Jahre und älter. Daraus ergibt sich der große Vorteil von Tesla. Alle relevanten Wettbewerber haben Vertriebsstrukturen und Verwaltungsprozesse, die über Jahrzehnte gewachsen sind. Tesla ist hingegen so organisiert, wie man in einem digitalen Zeitalter einen modernen Konzern aufstellt.

Technologisch ist das Model 3 insbesondere hinsichtlich Reichweite und Autopilot den anderen Modellen überlegen. Bei der Reichweite haben andere Konzerne aufgeholt und es ist nicht ausgeschlossen, dass Tesla hier seinen Wettbewerbsvorteil nicht ewig halten kann. Stromspeicher ist keine Raketenwissenschaft und der Forschungsstand ist bei den anderen Konzernen auf dem gleichen Level. Hier hapert es nur daran die Forschungserkenntnisse in Innovation, also in konkrete Markteinführungen zu transformieren. Anders sieht es beim Autopilot aus. Die Technologie für autonomes Fahren kann man nicht kaufen. Es reicht nicht die besten Köpfe von Tesla oder Google abzuwerben. Autopiloten basieren auf Daten, sie funktioniert umso besser je mehr Daten aus dem täglichen Straßenverkehr eingeflossen sind. Teslas Strategie, ein unfertiges Produkt den Kunden auszuhändigen, damit sie den Datenschatz erweitern ist der schnellste Weg zum Ziel. Kein Testfahrer kann jede erdenkliche Situation vor einer Markteinführung simulieren. Das ist insbesondere für die deutschen Automobilkonzerne kritisch. Für unfertige Funktionen gibt der deutsche Regulator selten grünes Licht.

Wermutstropfen für die deutschen Konzerne Exterieur und Interieur sind nach wie vor nicht Teslas Stärken. Sicher hier hat jeder seinen eigenen Geschmack, aber ein großes Display reicht nicht, um den Designwettbewerb zu gewinnen. Zudem wirken die abgerundeten Modelle wie Figuren aus einem Disney Film. Umso erstaunlicher, dass ein Model 3 in etwa den gleichen Startpreis hat wie ein BMW 3er. Letzter wirkt einfach hochwertiger in jeder Hinsicht, auch wenn die Technologie vielleicht veraltet ist.

Aktienpreis

Aktuell steht Tesla wieder bei etwa 570 USD und hat sich damit schon deutlich von dem Tief 361 USD Mitte März erholt. Viele Analysten gehen jedoch davon aus, dass es noch einen zweiten Rutsch im Aktienmarkt geben wird. Die heftigen Auswirkungen die Corona in den USA aktuell hat, scheinen nicht eingepreist zu sein. Millionen neue Arbeitslose und der Aktienmarkt reagiert darauf kaum. Vermutlich müssen erst die Q1 2020 Berichte anlaufen, bevor der Markt versteht, dass es keine schnelle Erholung geben wird.

Tesla hat schon bekannt gegeben, dass die Auslieferungen in Q1 2020 um 21 % verglichen zu Q4 2019 gesunken sind. Das hat den Aktienkurs jedoch bisher kaum geschadet, im Gegenteil die Nachricht war der Grund für die Erholung, offenbar wurde Schlimmeres befürchtet. Ein Investment meinerseits kommt jedoch nur dann infrage, wenn der Aktienkurs im Verhältnis zum EBIT zumindest 5 % Rendite liefert. Die Berechnung erfolgt wie beim “Return on Investment”, nur dass als Return nicht der eigentliche Gewinn verwendet wird, den man als Investor erzielt, sondern das EBIT des Unternehmens. Der ROI ist entsprechend noch deutlich niedriger als eine EBIT Rendite, da hier noch Zinsen, Steuern und mögliche Strafzahlungen abgezogen werden. In Q4 hat Tesla ein EBIT von 414 Mio USD erreicht, entsprechend wäre dann ein Aktienkurs von ungefähr 230 USD fair. Davon sind wir aktuell weit entfernt, doch der zweite Crash wird wohl noch kommen.

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